Gewässer auf Industriebrachen

Auf vie­len Industriebra­chen kom­men durch Boden­ver­dich­tung ent­stan­dene oder künst­lich ange­legte Gewäs­ser vor. Oft han­delt es sich um kleine, sonnenexponierte Flach­ge­wäs­ser mit natür­li­chen Ufer­struk­tu­ren, von denen viele regel­mä­ßig im Som­mer aus­trock­nen. Die Vege­ta­tion bil­det sich meist sowohl im Gewäs­ser als auch in der Umge­bung spon­tan und unter­liegt der natür­li­chen Sukzession. Da die Gewäs­ser in der Regel nur eine geringe Tiefe haben, kön­nen sie sich bei Son­nen­ein­strah­lung sehr schnell erwär­men. Ein dunk­ler Unter­grund ver­stärkt diese Erwär­mung noch. Am Gewäs­ser­grund kön­nen im Som­mer Tem­pe­ra­tu­ren von über 30°C auftreten. Je nach Brachentyp und Untergrund können die hydro­che­mi­sche Ver­hält­nisse in den Gewässern sehr unterschiedlich sein.

Kleine Tümpel auf industrietypischem Untergrund können extreme hydrochemische Werte erreichen.
Besonders Tümpel auf industrietypischem Untergrund wie Sinterschlacke können extreme hydrochemische Werte aufweisen.

Die elek­tri­sche Leit­fä­hig­keit erreicht hier Werte von 1500–2200 µS und die pH-Werte lie­gen im alka­li­schen Bereich bei 8–10, in Ein­zel­fäl­len sogar dar­über. Diese Werte begrün­den sich aller­dings auf Ein­zel­mes­sun­gen und stel­len möglicherweise nicht den Dau­er­zu­stand dar. In Gewässern mit “nor­ma­lem” Unter­grund sind diese Para­me­ter weni­ger extrem: Die Leit­fä­hig­keit liegt meist bei 700‑1200 µS, der pH-Wert bei etwa 7–8,5. Zudem sind Gewässer auf Industriebrachen meist nährstoffarm und weisen nur geringe Konzentrationen an Stickstoffverbindungen oder Phosphat auf.

Gewässertypen

Vor allem auf Ber­ge­hal­den oder Lager­flä­chen kommen in der Regel Gewässer mit sehr naturnahen Strukturen vor.

Diese weisen natürliche, flache Uferstrukturen auf.
Diese weisen natürliche, flache Uferstrukturen auf.
Auch Vegetationsausstattung ähnelt sehr einem natürlichen Gewässer.
Auch die Vegetationsausstattung erinnert sehr an ein natürliches Gewässer.
Durch geringe Tiefe trocknen allerdings sehr viele dieser Gewässer im Sommer aus.
Durch die geringe Tiefe trocknen allerdings sehr viele dieser Gewässer im Sommer aus.

Auf ehe­ma­li­gen Werks­ge­län­den fin­det man oft ver­schie­dene Becken, wie Klär­be­cken oder auf Koke­reien Lösch­be­cken, in denen bei­spiels­weise Was­ser zum Löschen des Kok­ses gespei­chert wurde. Diese Gewäs­ser haben künst­li­che Ufer­struk­tu­ren, da sie in Beton– oder Stahl­wände ein­ge­fasst sind. Die meis­ten Becken haben auf­grund ihrer Tiefe eine aus­dau­ernde Was­ser­füh­rung. In fla­chen Becken wird der Was­ser­stand oft regu­liert. Die Vege­ta­tion ist in der Regel ange­pflanzt oder fehlt völ­lig.

Solche Gewässer können trotz allem interessante Vegetationsstrukturen aufweisen.
Solche Gewässer können trotz allem interessante Vegetationsstrukturen aufweisen.
Es gibt aber auch völlig naturferne, vegetationslose Becken.
Es gibt aber auch völlig naturferne, vegetationslose Wasserbecken.
Auf man­chen Bra­chen gibt es als wei­te­ren Gewäs­ser­typ meist aus Natur­schutz­grün­den ange­legte Foli­en­tei­che.
Auf man­chen Bra­chen gibt es als wei­te­ren Gewäs­ser­typ aus Natur­schutz­grün­den ange­legte Foli­en­tei­che.
Spe­zi­ell auf Ber­ge­hal­den oder an deren Hal­den­fuß kom­men auch häu­fig kleine Grä­ben vor.
Und spe­zi­ell auf Ber­ge­hal­den oder an derem Hal­den­fuß kom­men auch häu­fig kleine Grä­ben vor.

Gewässervegetation

Die Vege­ta­ti­ons­ein­hei­ten an den Gewäs­sern sind oft­mals ein­fach struk­tu­riert. Charakteristische, artenreiche Pflanzengesellschaften der Stillgewässer kommen nur in Einzelfällen vor.

Auch wenn die Vegetation an vielen Gewässern gut ausgeprägt ist, dominieren meist einzelne Arten
Auch wenn die Vegetation an vielen Gewässern gut ausgeprägt ist, dominieren meist einzelne Arten.

Sub­mers ist dies vor allem das Ährige Tau­send­blatt, oft zusam­men mit Arm­leuch­teral­gen und Laichkraut-Arten. Im Klein­röh­richt domi­niert die Gemeine Sumpf­binse, oft zusam­men mit dem Ufer-Wolfstrapp. Röh­richte wer­den vor­nehm­lich vom Rohr­kol­ben sowie manch­mal der Teich­simse oder ver­schie­de­nen Bin­sen– und Seg­gen­ar­ten und nur sel­ten vom Schilf gebil­det. Im Ufer­be­reich kom­men Blut­wei­de­rich und Was­ser­d­ost dazu.  Als Ufer­ge­hölz fin­det man häu­fig Sil­ber– oder Sal-Weiden, auf tro­cke­nen Stand­or­ten Bir­ken.

Schwimm­blatt­ve­ge­ta­tion in Form von Teich- und See­ro­sen tritt nur in Ein­zel­fäl­len auf.
Schwimm­blatt­ve­ge­ta­tion in Form von Teich- und See­ro­sen tritt nur in Ein­zel­fäl­len auf.
Sie wird meist von Tep­pi­chen aus Algen­wat­ten oder den Blü­ten­stän­den und Blät­tern der Sub­mers­ve­ge­tion ersetzt.
An Gewässern auf ehemaligen Werksgeländen ist die Vegetation oft angepflanzt.
An Gewässern auf ehemaligen Werksgeländen ist die Vegetation oft angepflanzt.

Sukzession

Die Vielfalt hinsichtlich der Vegetation ergibt sich auf Industriebrachen durch das Vorhandensein vielfältiger Sukzessionsstadien. Auch der Strukturreichtum der Gewässer selbst hängt stark vom Sukzessionsstadium ab.

An Pioniergewässern ist die Vegetation extrem strukturarm.
An Pioniergewässern ist die Vegetation extrem strukturarm.
Im mittleren Sukzessionsstadium herrscht meist eine erhöhte Strukturvielfalt.
Im mittleren Sukzessionsstadium herrscht meist eine erhöhte Strukturvielfalt.
Reife Gewässer können ebenfalls strukturreich sein,
Reife Gewässer können ebenfalls strukturreich sein.
besonders Kleingewässer verlanden aber auch innerhalb kurzer Zeit und verlieren damit ihren Strukturreichtum wieder.
Besonders Kleingewässer verlanden aber auch innerhalb kurzer Zeit und verlieren damit ihren Strukturreichtum wieder.