Schon Ende der 80er Jahre wurde eine Libellen-AG beim NABU Dortmund gegründet und eine stadtweite Kartierung begonnen. Nach einer langjährigen Pause wurde die AG im Jahr 2005 wiederbelebt und die Kartierung fortgeführt. Ziel der Kartierung ist es, den Kenntnisstand über das Vorkommen und die Verbreitung von Libellenarten auf dem Dortmunder Stadtgebiet zu verbessern, um mit geeigneten Maßnahmen die Lebensräume in Dortmund für Libellen zu erhalten und zu verbessern. Die Ergebnisse wurden im Jahr 2012 veröffentlicht. Hier finden Sie Informationen zur Libellenfauna und Lebensraumsituation in Dortmund. Weitere aktuelle Informationen gibt es beim NABU Dortmund.
Lebensräume in Dortmund
Gewässer sind als Lebensraum für Libellen essentiell, da sie die längste Zeit ihres Lebens als Larve im Wasser verbringen. Eine Vielzahl aquatischer Lebensräume wird demnach von verschiedensten Libellenarten besiedelt. Typische Lebensräume in Dortmund sind zahlreiche natürlich entstandene oder angelegte Kleingewässer. Auch durch Bergsenkung entstandenen Seen, Industriebrachen und Waldweiher sowie Bäche und Gräben sind typisch. Größere Fließgewässer sind nur durch die im Süden fließende Ruhr, die sich nun in der Renaturierung befindende Emscher und den Dortmund-Ems-Kanal vertreten. In Parks und Gärten gibt es zahlreiche Teiche.
Sonnige Kleingewässer
An vielen Stellen, besonders im Dortmunder Norden, findet man besonnte, flache Kleingewässer mit vielfältiger Vegetation. Besonders Wiesentümpel, deren Wasserstand im Sommer stark abfallen kann, sind sehr artenreich. Dieser Gewässertyp ist in Dortmund weit verbreitet. Manchmal gibt es größere Gewässerkomplexe wie im NSG Siesack oder im NSG Buschei. Viele Gewässer liegen auch einzeln in der Landschaft – oft angelegt als Naturschutzmaßnahme.
Aufgrund ihrer geringen Größe und Tiefe können solche Gewässer sehr schnell verlanden und sind bereits nach wenigen Jahren mit Rohrkolben zugewachsen. Deshalb sind regelmäßige Pflegemaßnahmen sinnvoll.
Typisch sind für diese Gewässer besonders die verschiedenen Heidelibellenarten wie die Schwarze Heidelibelle im NSG Siesack oder die Binsenjungfern.
Parkteiche
In den Dortmunder Parks gibt es zahlreiche Gewässer. Viele Parkteiche sind artenarm aufgrund einer strukturarme Gestaltung und der Überversorgung mit Nährstoffen durch das Füttern von Enten und Fischen, die zu Sauerstoffmangel führt.
Wenn eine strukturreiche Vegetation vorhanden ist, bieten aber auch diese künstlichen Gewässer geeignete Lebensräume für Libellen. Oft findet man die häufigen Arten wie Große Pechlibelle, Hufeisen-Azurjungfer, Weidenjungfer und Großer Blaupfeil. An den Seerosenteichen im Westfalenpark kann man manchmal das Kleine Granatauge beobachten.
Bergsenkungen
Bergsenkungen sind eine Folge der Bergbautätigkeiten im Ruhrgebiet. An manchen Stellen ist der Boden um mehrere Meter abgesunken. Manche dieser Senken haben sich mit Wasser gefüllt und es sind neue Gewässer entstanden. Diese Gewässer können sehr artenreich sein und viele von ihnen wurden unter Schutz gestellt. Beispiele sind das NSG Auf dem Brink, die Hallerey, der Lanstroper See
Je nach Entwicklungstadium des Gewässers sind die verschiedensten Arten dort heimisch. Am Pleckenbrinksee kommen in großer Zahl die Gemeine Becherjungfer, der Große Blaupfeil und die Feuerlibelle vor.
Flüsse
Die einzigen großen Fließgewässer der Stadt sind die im Süden verlaufende Ruhr und Emscher. Letztere war aufgrund ihrer Nutzung als Abwasserkanal aber nicht sonderlich für Libellen geeignet, was sich durch die nun begonnen Renaturierungsmaßnahmen aber ändern wird. Aufgrund der Strömung und der meist geringeren Temperaturen im Vergleich zu Stillgewässern sind hier ganz andere Arten typisch.
An pflanzenreichen Abschnitten trifft man selbst auf der Emscher oft die Gebänderte Prachtlibelle an. Auch die Blaue Federlibelle ist typisch für die Flussauen. Möglicherweise kommt hier auch die ein oder andere Keiljungfern-Art vor, bisher fehlen aber die Nachweise. Eine intensive Untersuchung des Ruhrufers steht noch aus.
Bäche
Viele Bäche in Dortmund wurden einst als Emscherzuflüsse kanalisiert. Ein Teil dieser Bäche ist mittlerweile wieder renaturiert worden. Solche Bäche mit sonnigen, offenen Ufern sind ein idealer Lebensraum für den Südlichen Blaupfeil. Da diese Bäche sehr schnell zuwachsen und verbuschen, ist hier eine regelmäßige Pflege notwendig.
An stärker bewachsenen Bächen trifft man regelmäßig Prachtlibellen, mitunter auch die Frühe Adonislibelle und die Hufeisen-Azurjungfer, in Einzelfällen auch Kleine Blaupfeile an. Da bisher nur eine geringe Zahl der Bäche untersucht wurde, gibt es hier möglicherweise noch weitere Vorkommen spezieller Arten zu entdecken. So konnte 2014 die Helm-Azurjungfer neu für das Stadtgebiet nachgewiesen werden.
Dortmund-Ems-Kanal
Auch der viel genutzte Schifffahrtskanal ist ein Lebensraum für Libellen. Obwohl es sich eigentlich um ein Stillgewässer handelt, wird durch Schleusenöffnungen und fahrende Schiffe eine Strömung simuliert. Im Dortmunder Norden ist das Wasser sehr klar und es gibt weitläufige Laichkrautbestände.
Neben der Königslibelle und dem Großen Blaupfeil kann man an den Spundwänden die Exuvien der Gemeinen und der Westlichen Keiljungfer finden. Im Bereich Achenbachhafen gibt es eine große Population der Pokaljungfer. Der Nachweis der Asiatischen Keiljungfer steht im Dortmund-Ems-Kanal noch aus.
Libellenarten in Dortmund
In Dortmund wurden bisher 54 Libellenarten nachgewiesen. Drei Arten – Aeshna grandis, Cordulegaster boltonii und Leucorrhinia dubia – kommen aber aktuell nicht auf dem Stadtgebiet vor.
Binsenjungfern (Lestidae)
- Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus)
- Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa)
- Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas)
- Kleine Binsenjungfer (Lestes virens)
- Weidenjungfer (Chalcolestes viridis)
- Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)
Prachtlibellen (Calopterygidae)
- Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)
- Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)
Federlibellen (Platycnemidae)
- Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Schlanklibellen (Coenagrionidae)
- Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale)*
- Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella)
- Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum)
- Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum)*
- Gemeine Becherjungfer (Enallgama cyathigerum)
- Pokaljungfer (Erythromma lindeni)
- Großes Granatauge (Erythromma najas)
- Kleines Granatauge (Erythromma viridulum)
- Große Pechlibelle (Ischnura elegans)
- Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio)
- Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula)
Edellibellen (Aeshnidae)
- Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis)
- Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
- Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis)
- Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isoceles)
- Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea)*
- Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)
- Schabrackenlibelle (Anax ephipigger)*
- Große Königslibelle (Anax imperator)
- Kleine Königslibelle (Aeshna parthenope)
- Früher Schiljäger (Brachytron pratense)
Keiljungfern (Gomphidae)
- Westliche Keiljungfer (Gomphus pulchellus)
- Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus)
- Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus)*
Quelljungfern (Cordulegastridae)
- Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata)
- Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii)
Falkenlibellen (Corduliidae)
- Falkenlibelle (Cordulia aenea)
- Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica)
Segellibellen (Libellulidae)
- Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)
- Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia)
- Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)
- Nordische Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda)
- Plattbauch (Libellula depressa)
- Spitzenfleck (Libellula fulva)*
- Vierfleck (Libellula quadrimaculata)
- Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum)
- Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
- Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens)
- Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae)
- Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum)
- Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii)
- Südliche Heidelibelle (Sympetrum meridionale)
- Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
- Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)
- Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)
* Neunachweis ab 2014