Libellenfauna

Bei inten­si­ven Kar­tie­rungen im Jahr 2006 auf elf im gesamten Ruhrgebiet verteilten Brachen wur­den 36 Libel­len­ar­ten nach­ge­wie­sen – das sind etwa 75 % der im Ruhrgebiet vorkommenden Arten. Ein Großteil dieser Arten konnte sich dort auch erfolgreich fortpflanzen. Von ande­ren Kar­tie­run­gen sind noch wenige wei­tere Arten bekannt, bei­spiels­weise die Gemeine Keil­jung­fer, die Nordische Moosjungfer oder

die Süd­li­che Heidelibelle.
die Süd­li­che Heidelibelle.

Nachgewiesene Arten

Bin­sen­jung­fern (Lestidae)

Süd­li­che Bin­sen­jung­fer (Les­tes barbarus)

Diese Bin­sen­jung­fern­art pro­fi­tiert ins­be­son­dere von den auf Indus­trie­bra­chen häu­fig vor­kom­men­den tem­po­rä­ren Gewäs­sern im mitt­le­ren Suk­zes­si­ons­sta­dium. Dort kommt sie im Ver­gleich zum gesam­ten Ruhr­ge­biet über­durch­schnitt­lich häu­fig vor, oft auch mit klei­nen bis sehr gro­ßen boden­stän­di­gen Populationen.

Diese Bin­sen­jung­fern­art pro­fi­tiert ins­be­son­dere von den auf Indus­trie­bra­chen häu­fig vor­kom­men­den tem­po­rä­ren Gewäs­sern im mitt­le­ren Suk­zes­si­ons­sta­dium. Dort kommt sie im Ver­gleich zum gesam­ten Ruhr­ge­biet über­durch­schnitt­lich häu­fig vor, oft auch mit klei­nen bis sehr gro­ßen boden­stän­di­gen Populationen.

Glän­zende Bin­sen­jung­fer (Les­tes dryas)

Von der Glän­zen­den Bin­sen­jung­fer gibt es im Ruhr­ge­biet nur ein­zelne Nach­weise. Eine kleine boden­stän­dige Popu­la­tion ist vom Wald­teich­ge­lände bekannt, wo sie zusam­men mit den ande­ren hier genann­ten Lesti­den vorkommt.

Von der Glän­zen­den Bin­sen­jung­fer gibt es im Ruhr­ge­biet nur ein­zelne Nach­weise. Häufig gibt es nur kleine, lokale Vorkommen, meist tritt sie gemeinsam mit den ande­ren hier genann­ten Lesti­den auf, vor allem mit der Gemeinen Binsenjungfer, der sie sehr ähnlich sieht.

Gemeine Bin­sen­jung­fer (Les­tes sponsa)

Sie ist nach der Wei­den­jung­fer die häu­figste Lestide und ist auch im Ruhr­ge­biet an geeig­ne­ten Gewäs­sern nicht sel­ten. Sie kommt auf Indus­trie­bra­chen vor allem an Gewäs­sern mit einer hohen Vege­ta­ti­ons­de­ckung vor und pflanzt sich – als ein­zige Bin­sen­jung­fer – auch in einem Becken der Koke­rei Hansa fort.

Sie ist nach der Wei­den­jung­fer die häu­figste Lestide und ist auch im Ruhr­ge­biet an geeig­ne­ten Gewäs­sern nicht sel­ten. Sie kommt auf Indus­trie­bra­chen vor allem an Gewäs­sern mit einer hohen Vege­ta­ti­ons­de­ckung vor und pflanzt sich vereinzelt auch in künstlichen Wasserbecken fort.

Kleine Bin­sen­jung­fer (Les­tes virens)

Vor die­ser Art sind aus dem Ruhr­ge­biet sehr wenige Funde bekannt. Auf Indus­trie­bra­chen lie­gen drei Nach­weise vor, davon eine seit meh­re­ren Jah­ren boden­stän­dige Popu­la­tion mit mehr als 100 Indi­vi­duen auf dem Wald­teich­ge­lände. Hier pro­fi­tiert die Art beson­ders, ebenso wie die Süd­li­che Bin­sen­jung­fer, von der tem­po­rä­ren Was­ser­füh­rung und der Vegetationsstruktur.

Von die­ser Art sind aus dem Ruhr­ge­biet sehr wenige Funde bekannt. Auf Indus­trie­bra­chen kommt sie vereinzelt  an Flachgewässern mit gut ausgeprägtem Kleinröhricht vor.  Am Waldteichgelände existiert seit meh­re­ren Jah­ren ein boden­stän­diges Vorkommen mit über 100 Indi­vi­duen . Hier pro­fi­tiert die Art wie die Süd­li­che Bin­sen­jung­fer von der tem­po­rä­ren Was­ser­füh­rung und der Vegetationsstruktur.

Wei­den­jung­fer (Chalcoles­tes viridis)

Diese Art, die ihre Eier in Weich­höl­zer im Ufer­be­reich ablegt, ist über­all häu­fig, wo sie geeig­nete Vege­ta­ti­ons­struk­tu­ren vor­fin­det. Auch an völlig vege­ta­ti­ons­freien Becken wur­den Exu­vien der Wei­den­jung­fer gefun­den - wichtig ist, dass überhängende Zweige als Eiablagesubstrat vorhanden sind.

Diese Art, die ihre Eier in Weich­höl­zer im Ufer­be­reich ablegt, ist über­all häu­fig, wo sie geeig­nete Vege­ta­ti­ons­struk­tu­ren vor­fin­det. Auch an völlig vege­ta­ti­ons­freien Becken wur­den Exu­vien der Wei­den­jung­fer gefun­den – wichtig ist, dass überhängende Zweige als Eiablagesubstrat vorhanden sind.

Gemeine Win­ter­li­belle (Sym­pecma fusca)

Bis vor weni­gen Jah­ren galt die Win­ter­li­belle, die als ein­zige hei­mi­sche Libel­len­art als voll ent­wi­ckel­tes Insekt über­win­tert, im Ruhr­ge­biet als ver­schol­len. Mitt­ler­weile tritt sie wie­der häu­fi­ger auf und lässt sich auch auf Indus­trie­bra­chen bevor­zugt an tem­po­rä­ren Gewäs­sern im mit­te­ren Suk­zes­si­ons­sta­dium antref­fen. Die sich schnell erwär­men­den Flach­ge­wäs­ser begüns­ti­gen die schnelle Ent­wick­lung der Larven.

Noch in den 1990er Jahren galt die Win­ter­li­belle im Ruhr­ge­biet als ver­schol­len. Mitt­ler­weile tritt sie wie­der recht häu­fi­g auf und lässt sich auch auf Indus­trie­bra­chen bevor­zugt an tem­po­rä­ren Gewäs­sern im mit­te­ren Suk­zes­si­ons­sta­dium antref­fen. Die sich schnell erwär­men­den Flach­ge­wäs­ser begüns­ti­gen die schnelle Ent­wick­lung der Larven.

Pracht­li­bel­len (Calopterygidae)

Gebän­derte Pracht­li­belle (Cal­op­te­ryx splendens)

Als typi­sche Fließ­ge­wäs­ser­art ist die Gebän­derte Pracht­li­belle auf Indus­trie­bra­chen nur als Gast ein­zu­stu­fen und zählt nicht zum typi­schen Arten­spek­trum.

Als typi­sche Fließ­ge­wäs­ser­art ist die Gebän­derte Pracht­li­belle auf Indus­trie­bra­chen nur als Gast ein­zu­stu­fen und zählt nicht zum typi­schen Arten­spek­trum.

Feder­li­bel­len (Platycnemidae)

Blaue Feder­li­belle (Pla­ty­c­n­emis pennipes)

Die beson­ders in den Fluss­nie­de­run­gen vor­kom­mende Art gehört nicht zur typi­schen Libel­len­fauna auf Indus­trie­bra­chen. Trotz­dem kommt sie in gro­ßer Zahl am Klein­wei­her auf der ehe­ma­li­gen Halde Alsta­den vor, der aber in direk­ter Nähe zur Ruhr liegt. Ein­zel­tiere wur­den auch an einem sich eben­falls im fort­ge­schrit­te­nen Suk­zes­si­ons­sta­dium befind­li­chen Klein­wei­her am Fuß der Halde Gro­ßes Holz angetroffen.

Die beson­ders in den Fluss­nie­de­run­gen vor­kom­mende Art gehört nicht zur typi­schen Libel­len­fauna auf Indus­trie­bra­chen. An größeren, älteren Gewässern kann sie, besonders in Flussnähe, vereinzelt in grö­ßerer Zahl auftreten.

Schlan­kli­bel­len (Coenagrionidae)

Hufeisen-Azurjungfer (Coe­n­ag­rion puella)

Die Hufeisen-Azurjungfer ist weit ver­brei­tet und eine der häu­figs­ten Arten auf Indus­trie­bra­chen. Sie besie­delt ein wei­tes Spek­trum an Gewäs­sern, mei­det aber in der Regel vege­ta­ti­on­freie Becken und Tüm­pel ohne typi­sche Gewässervegetation.

Die Hufeisen-Azurjungfer ist weit ver­brei­tet und eine der häu­figs­ten Arten auf Indus­trie­bra­chen. Sie besie­delt ein wei­tes Spek­trum an Gewäs­sern, mei­det aber in der Regel vege­ta­ti­on­freie Becken und Tüm­pel ohne typi­sche Gewässervegetation.

Fledermaus-Azurjungfer (Coe­n­ag­rion pulchellum)

Von die­ser im Ruhr­ge­biet sel­te­nen Art gibt es nur einen Ein­zel­fund an einem Klein­ge­wäs­ser nahe des Dortmund-Ems-Kanals. Sie ist dem­nach auf Indus­trie­bra­chen nur als Gastart ein­zu­stu­fen. Das beob­ach­tete Tier stammt wahr­schein­lich aus einen angren­zen­den Naturschutzgebiet.

Von die­ser im Ruhr­ge­biet sehr sel­te­nen Art gibt es nur einen Ein­zel­funde auf Indus­trie­bra­chen. Sie ist demnach nur als Gastart ein­zu­stu­fen.

Becher­jung­fer (Enal­lagma cyathigerum)

Diese ver­brei­tete Art ist beson­ders auf Indus­trie­bra­chen mit Flach­ge­wäs­sern, die von Röh­richt­gür­teln gesäumt sind und freie Was­ser­flä­chen auf­wei­sen, regel­mä­ßig anzu­tref­fen. Auf der Halde Gro­ßes Holz exis­tiert an zwei Gewäs­sern eine Popu­la­tion mit meh­re­ren hun­dert Individuen.

Diese ver­brei­tete Art ist beson­ders auf Bra­chen mit großen Flach­ge­wäs­sern, die von Röh­richt­gür­teln gesäumt sind und weite, freie Was­ser­flä­chen auf­wei­sen, regel­mä­ßig anzu­tref­fen. Unter optimalen können die Vorkommen sehr individuenreich sein.

Pokal­jung­fer (Ery­thromma lindenii)

Ähnlich der Blauen Feder­li­belle gibt es zwar ein grö­ße­res boden­stän­di­ges Vor­kom­men die­ser Art an einem Indus­trie­bra­chen­ge­wäs­ser, doch gehört sie nicht zur typi­schen Fauna. Die besag­ten Tiere ent­stam­men einer gro­ßen Popu­la­tion in einem benach­bar­ten Gewäs­ser. Bei einer wei­te­ren Ein­zel­be­ob­ach­tung am Klein­wei­her Alsta­den han­delt es sich wahr­schein­lich um eine Zufallsbeobachtung.

Die­se Art ist typisch in Flussauen und größeren Stillgewässern und gehört nicht zur typi­schen Fauna der Industriebrachen. Einzelne Vorkommen begründen sich wohl zumeist durch Nachbarschaftseffekte oder es handelt sich um Zufallsbe­ob­ach­tungen einzelner Tiere.

Gro­ßes Gra­natauge (Ery­thromma najas)

Das Große Gra­natauge bevorzugt ältere Gewässer und ist im Gegen­satz zum Klei­nen eher sel­ten im Ruhr­ge­biet anzu­tref­fen – ebenso auf Indus­trie­bra­chen. Dort gibt es nur Einzel­funde.

Das Große Gra­natauge bevorzugt ältere Gewässer und ist im Gegen­satz zum Klei­nen eher sel­ten im Ruhr­ge­biet anzu­tref­fen – ebenso auf Indus­trie­bra­chen. Dort gibt es nur Einzel­funde.

Klei­nes Gra­natauge (Ery­thromma viridulum)

Das Kleine Gra­natauge tritt seit eini­ger Zeit ver­mehrt im Ruhr­ge­biet auf. Es kommt an zahl­rei­chen Gewäs­sern mit aus­ge­präg­ter Sub­mers­ve­ge­ta­tion auf Indus­trie­bra­chen vor. An Gewäs­sern im fort­ge­schrit­te­nen Suk­zes­si­ons­sta­dium sind die Indi­vi­du­en­zah­len oft hoch, aber auch an einem Pio­nier­ge­wäs­ser (Halde Rhei­nelbe) war die Art boden­stän­dig und am Klär­schlamm­be­cken der Koke­rei Hansa wur­den meh­rere Tan­dems und Paa­rungs­rä­der beob­ach­tet. Am einem vege­ta­ti­ons­freien Becken wurde ein­mal ein Tan­dem gesichtet.

Das Kleine Gra­natauge kommt an zahl­rei­chen Gewäs­sern mit aus­ge­präg­ter Unterwasser­ve­ge­ta­tion auf Indus­trie­bra­chen vor. An Gewäs­sern im fort­ge­schrit­te­nen Suk­zes­si­ons­sta­dium sind die Indi­vi­du­en­zah­len oft hoch, aber auch an Pio­nier­ge­wäs­sern und Wasserbecken kann sich die Art fortpflanzen, wenn Submersvegetation, zumindest aber Algenwatten vorhanden sind.

Große Pech­li­belle (Ischnura ele­gans)

Sie ist die häu­figste Klein­li­belle und ist an sämt­li­chen Gewäs­sern anzu­tref­fen. Bei schlech­ter Wit­te­rung war sie oft­mals die ein­zige aktive Libel­len­art. Aller­dings lagen nur von zwei Drit­teln der unter­such­ten Gewäs­ser sichere Ent­wick­lungs­nach­weise vor – weni­ger als bei der ähnlich häu­fi­gen Gro­ßen Hei­de­li­belle (Sym­pe­trum striolatum).

Sie ist die häu­figste Klein­li­belle und an sämt­li­chen Gewäs­sern anzu­tref­fen. Bei schlech­ter Wit­te­rung ist sie oft­mals die ein­zige aktive Libel­len­art. Sichere Ent­wick­lungs­nach­weise lagen allerdings nicht bei allen Vorkommen vor – es sind weni­ger als bei der ähnlich häu­fi­gen Gro­ßen Hei­de­li­belle.

Kleine Pech­li­belle (Ischnura pumi­lio)

Diese Pio­nier­li­belle ist im Ruhr­ge­biet sel­ten und tritt auf­grund des Vor­han­den­seins geeig­ne­ter Gewäs­ser auf Indus­trie­bra­chen über­durch­schnitt­lich häu­fig auf. Meh­rere Vor­kom­men waren boden­stän­dig, auf der Halde Elling­hau­sen exis­tierte eine grö­ßere Popu­la­tion von etwa 50 Indi­vi­duen, die sich 2006 auch in 2. Gene­ra­tion fortpflanzte.

Diese Pio­nier­li­belle ist im Ruhr­ge­biet sel­ten und tritt auf­grund des Vor­han­den­seins geeig­ne­ter Gewäs­ser auf Indus­trie­bra­chen über­durch­schnitt­lich häu­fig auf. Meh­rere Vor­kom­men waren auch boden­stän­dig, einzelne auch recht individuenreich.

Frühe Ado­nis­li­belle (Pyr­rho­soma nymphula)

Diese sehr früh im Jahr auf­tre­tende Klein­li­belle ist auch auf Indus­trie­bra­chen ver­brei­tet. Boden­stän­dige Vor­kom­men gibt es auch aus ver­schie­de­nen Becken (mit Vegetation).

Diese sehr früh im Jahr auf­tre­tende Klein­li­belle ist auch auf Indus­trie­bra­chen ver­brei­tet. Boden­stän­dige Vor­kom­men gibt es auch an Wasserbecken mit Vegetation.

Edel­li­bel­len (Aeshnidae)

Süd­li­che Mosa­ik­jung­fer (Aeshna affi­nis)

Diese medi­ter­rane Art pro­fi­tierte im Som­mer 2006 von der güns­ti­gen Wit­te­rung und flog bis in den Nor­den Deutsch­lands ein, ebenso wahr­schein­lich die am Wald­teich­ge­lände ange­trof­fe­nen Tiere. Auf Indus­trie­bra­chen ist die Art also nur als Gast einzustufen.

Diese medi­ter­rane Art fliegt vermehrt bis in den Nor­den Deutsch­lands ein. Auf Indus­trie­bra­chen können vegetationsreiche Tümpel im mittleren Sukzessionsstadium zumindest zeitweise Entwicklungsgewässer der Art darstellen.

Blau­grüne Mosa­ik­jung­fer (Aeshna cya­nea)

Die im Ruhr­ge­biet sehr häu­fig vor­kom­mende Edel­li­belle ist auch auf Indus­trie­bra­chen ver­brei­tet, wird aber sel­te­ner ange­trof­fen als die Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta). In gro­ßer Zahl kommt sie beson­ders an Gewäs­sern mit Ufer­ge­höl­zen im fort­ge­schrit­te­nen Suk­zes­si­ons­sta­dium vor. An eini­gen Becken mit und ohne Vege­ta­tion las­sen sich Exu­vien von ihr finden.

Die im Ruhr­ge­biet sehr häu­fig vor­kom­mende Edel­li­belle ist auch auf Indus­trie­bra­chen ver­brei­tet, wird aber sel­te­ner ange­trof­fen als die Herbst-Mosaikjungfer. In gro­ßer Zahl kommt sie beson­ders an Gewäs­sern mit Ufer­ge­höl­zen im fort­ge­schrit­te­nen Suk­zes­si­ons­sta­dium vor. An eini­gen Becken mit und ohne Vege­ta­tion las­sen sich Exu­vien von ihr finden.

Torf-Mosaikjungfer (Aeshna jun­cea)

Die sehr seltene Torf-Mosaikjungfer ist nur als Gast ein­zu­stu­fen, da sie die Bra­chen wohl nur als Jagdhabitat nutzt.

Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)

Die Herbst-Mosaikjungfer zählt zu den häu­figs­ten Libel­len­ar­ten auf Indus­trie­bra­chen und ist an einer Viel­zahl von Gewäs­sern anzu­tref­fen. In vie­len Gewäs­sern im mitt­le­ren bis spä­ten Suk­zes­si­ons­sta­dium pflanzt sie sich fort. Auch aus einem Becken der Koke­rei Hansa lie­gen Exuvienfunde vor.

Die Herbst-Mosaikjungfer zählt zu den häu­figs­ten Libel­len­ar­ten auf Indus­trie­bra­chen und ist an einer Viel­zahl von Gewäs­sern anzu­tref­fen. In vie­len Gewäs­sern im mitt­le­ren bis spä­ten Suk­zes­si­ons­sta­dium pflanzt sie sich fort, ebenso wie an vegetationsreichen Wasserbecken.

Große Königs­li­belle (Anax impe­ra­tor)

Die Königs­li­belle ist eine cha­rak­te­ris­ti­sche Art auf Indus­trie­bra­chen und an nahezu allen Gewäs­sern anzu­tref­fen. Bei per­ma­nen­ter Was­ser­füh­rung ent­wi­ckelt sie sich dort regel­mä­ßig. Sie ist auch in der Lage vege­ta­ti­ons­freie Gewäs­ser zu besie­deln und im Klär­schlamm­be­cken der Koke­rei Hansa exis­tiert eine Popu­la­tion mit mehr als 100 Individuen.

Die Königs­li­belle ist eine cha­rak­te­ris­ti­sche Art auf Indus­trie­bra­chen und an nahezu allen Gewäs­sern anzu­tref­fen. Bei per­ma­nen­ter Was­ser­füh­rung ent­wi­ckelt sie sich dort regel­mä­ßig. Sie ist auch in der Lage vege­ta­ti­ons­freie Gewäs­ser und Wasserbecken zu besie­deln.

Frü­her Schilf­jä­ger (Bracht­ron pratense)

Von die­ser Art gibt es im Ruhr­ge­biet nur wenige Vor­kom­men. An einem mit Schilf bewach­se­nen Klein­wei­her am Fuß der Halde Gro­ßes Holz wird die Art seit eini­gen Jah­ren beob­ach­tet und pflanzt sich dort ver­mut­lich auch erfolgreich fort.

Von die­ser Art gibt es im Ruhr­ge­biet nur wenige Vor­kom­men. Auf Industriebrachen tritt sie nur vereinzelt an Gewässern mit ausgeprägten Röhrichten auf. Durch ihre frühe Flugzeit besteht allerdings die Gefahr, dass sie häufig übersehen wird.

Fal­kenlibellen (Corduliidae)

Fal­ken­li­belle (Cor­du­lia aenea)

Die Fal­ken­li­belle ist sowohl im Ruhr­ge­biet als auch auf Indus­trie­bra­chen sel­ten. Auf der Halde Gro­ßes Holz fliegt sie zusam­men mit Brachy­tron pra­tense und pflanzt sich dort auch nachweislich fort.

Die Fal­ken­li­belle ist sowohl im Ruhr­ge­biet als auch auf Indus­trie­bra­chen sel­ten und fliegt oft gemeinsam mit dem Frühen Schilfjäger.

Segel­li­bel­len (Libellulidae)

Feu­er­li­belle (Cro­co­the­mis erythraea)

Diese medi­ter­rane Libel­len­art tritt seit eini­gen Jah­ren auch ver­mehrt im Ruhr­ge­biet auf. Auf etwa einem Vier­tel aller unter­such­ten Bra­chen konnte sie meist an Gewäs­sern mit gut aus­ge­präg­ter Vege­ta­tion ange­trof­fen wer­den. Am Klein­wei­her der ehe­ma­li­gen Halde Alsta­den wur­den sogar Jung­tiere beob­ach­tet und einige Exu­vien gefunden.

Diese medi­ter­rane Libel­len­art tritt seit eini­gen Jah­ren auch ver­mehrt im Ruhr­ge­biet auf. Auf etwa einem Vier­tel aller unter­such­ten Bra­chen konnte sie an Gewäs­sern mit meist gut aus­ge­präg­ter Vege­ta­tion ange­trof­fen wer­den und ist in Einzelfällen auch bodenständig.

Große Moos­jung­fer (Leu­cor­rhi­nia pectoralis)

Für die FFH–Art bie­tet das Ruhr­ge­biet kaum geeig­nete Lebens­räume, so dass Nach­weise ent­spre­chend sel­ten sind. Am Wald­teich­ge­lände konnte bei zwei Bege­hun­gen im Juni 2006 je ein Männ­chen nach­ge­wie­sen wer­den. Der Fort­pflan­zungs­sta­tus ist unge­wiss, wahr­schein­lich ist die Art aber als Gastart einzustufen.

Für die FFH–Art bie­tet das Ruhr­ge­biet kaum geeig­nete Lebens­räume, allerdings treten immer wieder umherfliegende Individuen auf, so auch vereinzelt auf Industriebrachen mit vielfältiger Vegetationsstruktur. Der Fort­pflan­zungs­sta­tus ist unge­wiss, wahr­schein­lich ist die Art aber als Gastart einzustufen.

Platt­bauch (Libel­lula depressa)

An Gewäs­sern mit offe­nen Vege­ta­ti­ons­struk­tu­ren ist der Platt­bauch häu­fig anzu­tref­fen und zählt zur typi­schen Fauna der Indus­trie­bra­chen. Oft kön­nen zahl­rei­che Exvien im Ufer­be­reich sowie an eini­gen Becken gefun­den wer­den. Neu ange­legte Gewäs­ser wer­den schnell besie­delt, im Ver­lauf der Suk­zes­sion ver­schwin­det die Art wieder.

An Gewäs­sern mit offe­nen Vege­ta­ti­ons­struk­tu­ren ist der Platt­bauch häu­fig anzu­tref­fen und zählt zur typi­schen Fauna der Indus­trie­bra­chen. Oft kön­nen zahl­rei­che Exvien im Ufer­be­reich sowie an eini­gen Becken gefun­den wer­den. Neu ange­legte Gewäs­ser wer­den schnell besie­delt, im Ver­lauf der Suk­zes­sion ver­schwin­det die Art wieder.

Vier­fleck (Libel­lula quadrimaculata)

Der weit ver­brei­tete Vier­fleck ist eine häu­fige Art auf Indus­trie­bra­chen. Er besie­delt vor allem Gewäs­ser mit hoher Vege­ta­ti­ons­de­ckung. Auch an ver­schie­de­nen bewach­se­nen Becken las­sen sich zahl­rei­che Exu­vien die­ser Art befinden.

Der weit ver­brei­tete Vier­fleck ist eine häu­fige Art auf Indus­trie­bra­chen. Er besie­delt vor allem Gewäs­ser mit hoher Vege­ta­ti­ons­de­ckung. Auch an ver­schie­de­nen bewach­se­nen Becken las­sen sich zahl­rei­che Exu­vien die­ser Art finden.

Süd­li­cher Blaup­feil (Orthe­trum brunneum)

Diese wär­me­lie­bende Pio­nier­art tritt im Ruhr­ge­biet nur ver­ein­zelt auf. An einem neu ange­leg­ten Lehm­tüm­pel konn­ten 2006 meh­rere Tiere bei der Eiab­lage beob­ach­tet wer­den, ver­schwan­den aber im Fol­ge­jahr bereits wie­der, da der Pio­nier­cha­rak­ter des Gewäs­sers ver­lo­ren ging. Diese Art kann von Indus­trie­bra­chen pro­fie­ren, wenn Gewäs­ser im Pio­nier­sta­dium vorhanden sind.

Diese wär­me­lie­bende Pio­nier­art tritt im Ruhr­ge­biet nur ver­ein­zelt auf. Sie stellt sich aber schnell an neu angelegten Gewässern oder renaturierten Bächen ein, wenn große Flächen mit offenem Boden vorhanden sind. Sie ver­schwin­det aber in den Fol­ge­jahren schnell wie­der, wenn der Pio­nier­cha­rak­ter des Gewäs­sers ver­lo­ren geht. Diese Art kann von Indus­trie­bra­chen pro­fitie­ren, da solche Gewäs­ser dort nicht selten sind.

Gro­ßer Blaup­feil (Orthe­trum cancellatum)

Der Große Blaup­feil ist eine cha­rak­te­ris­ti­sche Art der Indus­trie­bra­chen und gehört zu den häu­figs­ten dort vor­kom­men­den Arten. Er besie­delt bevor­zugt Gewäs­ser frü­her bis mitt­le­rer Suk­zes­si­ons­sta­dien mit offe­nen Ufer­struk­tu­ren in gro­ßer Zahl. Auch an ver­schie­de­nen Becken, beson­ders der Koke­rei Hansa kommt er vor.

Der Große Blaup­feil ist eine cha­rak­te­ris­ti­sche Art der Indus­trie­bra­chen und gehört zu den häu­figs­ten dort vor­kom­men­den Arten. Er besie­delt bevor­zugt Gewäs­ser frü­her bis mitt­le­rer Suk­zes­si­ons­sta­dien mit offe­nen Ufer­struk­tu­ren in gro­ßer Zahl. Auch an ver­schie­de­nen Becken kommt er vor.

Schwarze Hei­de­li­belle (Sym­pe­trum danae)

Diese Hei­de­li­belle wird mitt­ler­weile auf der Vor­warn­liste für das Ruhr­ge­biet geführt. Neben weni­gen Ein­zel­nach­wei­sen sind von Indus­trie­bra­chen zwei boden­stän­dige Vor­kom­men bekannt, eine davon auf dem Wald­teich­ge­lände. Das andere existiert(e) im vege­ta­ti­ons­lo­sen Becken der Koke­rei Zoll­ver­ein – hier wur­den 2006 am Becken­rand 34 Exu­vien gesammelt.

Diese Hei­de­li­belle wird mitt­ler­weile auf der Vor­warn­liste für das Ruhr­ge­biet geführt. Von Indus­trie­bra­chen sind meist Einzelbeobachtungen, aber auch größere boden­stän­dige Vor­kom­men bekannt, vor allem an vegetationsreichen Tümpeln. Interessanterweise wurden auch an einem vege­ta­ti­ons­lo­sen Becken auf der Koke­rei Zoll­ver­ein im Jahr 2006 34 Exu­vien gefunden.

Gefleckte Hei­de­li­belle (Sym­pe­trum flaveolum)

Auch diese Art steht mitt­ler­weile auf der Vor­warn­liste für den Bal­lungs­raum Ruhr­ge­biet. Vier boden­stän­dige Vor­kom­men auf Indus­trie­bra­chen sind bekannt. Typisch ist sie an tem­po­rä­ren Gewäs­sern mit mitt­le­rer bis hoher Vegetationsdeckung.

Auch diese Art steht mitt­ler­weile auf der Vor­warn­liste für den Bal­lungs­raum Ruhr­ge­biet. Sie zeigt starke Populationsschwankungen, dass es in einigen Jahren (wie 2006) mancherorts Massenvorkommen der Art gibt, während sie in anderen Jahren völlig fehlt. Auf Indus­trie­bra­chen ist sie typisch an tem­po­rä­ren Gewäs­sern mit mitt­le­rer bis hoher Vegetationsdeckung.

Frühe Hei­de­li­belle (Sym­pe­trum fonscolombii)

Diese medi­ter­rane Art beginnt seit eini­ger Zeit sich im Ruhr­ge­biet zu eta­blie­ren. In der Regel flie­gen im Früh­jahr Tiere aus dem Süden ein und pflan­zen sich hier in 2. Gene­ra­tion fort. Mitt­ler­weile sind auch Vor­kom­men bekannt, wo die Art als Larve hier über­win­tert und im Früh­jahr schlüpft. Neben einem klei­nen Vor­kom­men am Wald­teich­ge­lände lie­gen zwei Exu­vi­en­funde vom Koke­rei­be­cken Zollverein vor.

Diese medi­ter­rane Art beginnt seit eini­ger Zeit sich im Ruhr­ge­biet zu eta­blie­ren. In der Regel flie­gen im Früh­jahr Tiere aus dem Süden ein und pflan­zen sich hier in 2. Gene­ra­tion fort. Der Erstnachweis der Art gelang auf einer Industriebrache und besonders junge oder künstliche Gewässer bieten der Art Lebensraum.

Blut­rote Hei­de­li­belle (Sym­pe­trum sanguineum)

Die all­ge­mein häu­fig auf­tre­tende Libel­len­art kommt auch auf Indus­trie­bra­chen regel­mä­ßig vor. Sie besie­delt ver­schie­dene Gewäs­ser­ty­pen und besie­delt auch einige Becken mit gut aus­ge­präg­ter Vegetation.

Die all­ge­mein häu­fig auf­tre­tende Libel­len­art kommt auch auf Indus­trie­bra­chen regel­mä­ßig vor. Sie besie­delt ver­schie­dene Gewäs­ser­ty­pen und besie­delt auch einige Becken mit gut aus­ge­präg­ter Vegetation.

Große Hei­de­li­belle (Sym­pe­trum striolatum)

Die im gan­zen Ruhr­ge­biet häu­fige Art gehört zur typi­schen Indus­trie­bra­chen­fauna. Sie erweist sich hier als beson­ders anspruchs­los ist in der Lage sämt­li­che Gewäs­ser zu besie­deln – auch sol­che, in denen andere Arten sich nicht fort­pflan­zen wie in den Tüm­peln der Sin­ter­an­lage mit sehr kurz­zei­ti­ger Was­ser­füh­rung und hohen pH– und Leit­fä­hig­keits­wer­ten. Auch in einem vege­ta­ti­ons­lo­sen Becken­kom­plex im Land­schafts­park Duisburg-Nord wur­den zahl­rei­che Exu­vien gefunden.

Die im gan­zen Ruhr­ge­biet häu­fige Art gehört zur typi­schen Indus­trie­bra­chen­fauna. Sie erweist sich hier in der Lage sämt­li­che Gewäs­ser, auch künstliche, vegetationslose Becken in großer Zahl zu besie­deln. Sie pflanzt sich auch dort fort, wo andere Arten dies wegen der sehr kurz­zei­ti­gen Was­ser­füh­rung oder evtl. auch wegen der hohen pH- und Leit­fä­hig­keits­wer­te nicht mehr können.

Gemeine Hei­de­li­belle (Sym­pe­trum vulgatum)

Die Gemeine Hei­de­li­belle kommt zwar auf Indus­trie­bra­chen regel­mä­ßig vor, ist aber trotz ähnli­cher ökolo­gi­scher Ansprü­che deut­lich sel­te­ner als die Große Hei­de­li­belle (Sym­pe­trum strio­la­tum). Wahr­schein­lich pro­fi­tiert die letz­tere, wär­me­be­dürf­ti­gere Art von den güns­ti­gen mikro­kli­ma­ti­schen Verhältnissen.

Die Gemeine Hei­de­li­belle kommt zwar auf Indus­trie­bra­chen regel­mä­ßig vor, ist aber trotz ähnli­cher ökolo­gi­scher Ansprü­che deut­lich sel­te­ner als die Große Hei­de­li­belle. Wahr­schein­lich pro­fi­tiert die letz­tere, wär­me­be­dürf­ti­gere Art stärker von den güns­ti­gen mikro­kli­ma­ti­schen Verhältnissen.

Industriebrachentypische Fauna

Industriebrachen bieten geeignete Lebensräume für Libellen – aber gibt es auch Arten, die speziell von den Brachen profitieren können und dort vermehrt vorkommen? Oder solche, die auf Industriebrachen unterrepräsentiert sind oder ganz fehlen? Tatsächlich gibt es eine Reihe von Arten, die auf Industriebrachen häufiger vorkommen als sonst im Ruhrgebiet oder in NRW. Zu nennen sind hier insbesondere die Große Heidelibelle, die Südliche Binsenjungfer und die Kleine Pechlibelle, aber auch die Kleine und die Gemeine Binsenjungfersowie der Plattbauch.

Die Große Heidelibelle zeigte sich besonders erfolgreich bei der Reproduktion in den verschiedensten Gewässertypen.
Die Große Heidelibelle zeigte sich besonders erfolgreich bei der Reproduktion in den verschiedensten Gewässertypen.

Selbst in den extremsten Gewässern hinsichtlich Wasserchemie, Künstlichkeit und Dauer der Wasserführung konnte sie sich fortpflanzen, oftmals als einzige Art. Ihre hohe Anpassungsfähigkeit, die die Besiedlung nahezu konkurrenzfreier Lebensräume ermöglicht, sowie die thermische Begünstigung auf den Brachen sind die Gründe dafür.

Die Südliche Binsenjungfer ist ähnlich wie die anderen Binsenjungfernarten ein Spezialist für die Besiedlung temporärer Gewässer,
Die Südliche Binsenjungfer ist ähnlich wie die anderen Binsenjungfernarten ein Spezialist für die Besiedlung temporärer Gewässer,

da ihr Lebenszyklus an die kurze Dauer der Wasserführung angepasst ist. Auf diese Weise kann sie Gewässer besiedeln, in denen nicht nur wenige Konkurrenten sondern auch kaum Fressfeinde wie Fische vorhanden sind. Da austrocknende Tümpel mit lockerer Binsenvegetation typisch für Industriebrachen sind, bieten sich hier viele geeignete Lebensräume für diese Arten.

Die Kleine Pechlibelle
Die Kleine Pechlibelle

und auch der Plattbauch sind Arten, die vegetationsarme und auch temporäre Pioniergewässer besiedeln können und damit der Konkurrenz aus dem Weg gehen. Solche Gewässer sind auf Industriebrachen im Gegensatz zur sonstigen Landschaft vergleichsweise häufig anzutreffen, wovon die beiden Arten profitieren. Viele andere Arten besiedeln Industriebrachen, sind hier aber ähnlich häufig wie sonst in der Region. Allerdings gibt es auch Arten, die auf Industriebrachen fehlen, obwohl sie sonst im Ruhrgebiet vorkommen. Hierzu gehören vor allem die Keiljungfern. Jedoch werden diese regelmäßig in den Schifffahrtskanälen nachgewiesen, die in gewisser Weise auch Teil der Industrieinfrastruktur sind. Andere Arten wie beispielsweise die Smaragdlibellen, Moosjungfern oder einige Mosaikjungferarten fehlen ebenfalls auf den Brachen, sind aber auch im gesamten Ruhrgebiet nicht nachgewiesen oder extrem selten. Vergleicht man die Industriebrachen der Kohle- und Stahlindustrie mit anderen industriell geprägten Lebensräumen wie Braunkohletagebauen oder Sand- und Kiesgruben, kann man viele Gemeinsamkeiten feststellen. Auch diese haben meist eine artenreiche Libellenfauna mit oft ungewöhnlich zusammengesetzten Artengemeinschaften, in denen neben Ubiquisten und Weiherarten vor allem Tümpel- und Pionierarten sowie solche mit ursprünglich mediterranem Verbreitungsgebiet vorkommen. Denn all diese Lebensräume zeichnen sich neben dem wärmebegünstigten Mikroklima durch eine hohe Vielfalt an Gewässertypen mit unterschiedlicher Wasserführung, eine große Strukturvielfalt der Vegetation und eine durch eine hohe Dynamik bedingte Vielfalt der Sukzessionsstadien aus.

Industriebrachen und Libellenschutz

Rote Listen sind ein wichtiges Instrument des Naturschutzes und etwa die Hälfte der Arten, die auf den Industriebrachen nachgewiesen wurden, fielen nach der Roten Liste für den Ballungsraum Ruhrgebiet (RL RBG 99) in eine Gefährdungskategorie.

Mit der Großen Moosjungfer trat sogar wiederholt eine Art mit europäischem Schutzstatus nach der Flora-Fauna-Richtlinie auf.
Mit der Großen Moosjungfer trat sogar wiederholt eine Art mit europäischem Schutzstatus nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie auf.

Wiederum mehr als die Hälfte der gefährdeten Arten konnte sich auf den Industriebrachen erfolgreich fortpflanzen. Insbesondere solche Arten, die auf Industriebrachen überdurchschnittlich häufig waren wie die Binsenjungfern und die Kleine Pechlibelle, gehören dazu. Dies belegt, dass die Brachen wertvolle Lebensräume für schutzbedürftige Libellenarten darstellen und für den Libellenschutz (aber auch für den Schutz anderer Artengruppen) insbesondere im Ballungsraum relevant sein können. Neben ihrer Funktion als Trittsteinbiotope im stark fragmentierten Ballungsraum dienen manche Brachen auch als Kernlebensräume für einige Arten, die dort große Populationen ausbilden konnten.

So war beispielsweise das Waldteichgelände in Oberhausen von großer Bedeutung für die Südliche, Kleine und Glänzende Binsenjungfer
So war beispielsweise das Waldteichgelände in Oberhausen von großer Bedeutung für die Südliche, Kleine und Glänzende Binsenjungfer

und die Halde Ellinghausen für die Kleine Pechlibelle.

Je größer, besonnter und strukturreicher hinsichtlich der Vegetation ein Gewässer ist, desto höher ist der durchschnittliche Anteil an gefährdeten Arten.
Je größer, besonnter und strukturreicher hinsichtlich der Vegetation ein Gewässer ist, desto höher ist der durchschnittliche Anteil an gefährdeten Arten.
Künstliche Becken und Folienteiche hatten im Vergleich naturnäheren Kleinweihern und Tümpeln nur wenige RL-Arten.
Künstliche Becken und Folienteiche hatten im Vergleich naturnäheren Kleinweihern und Tümpeln nur wenige RL-Arten.

Obwohl auf Industriebrachen viele Generalisten, die weites Spektrum unterschiedlicher Gewässer besiedeln können, vorkommen, sind auch einige Habitatspezialisten regelmäßig anzutreffen. Besonders für Tümpel- und Pionierarten können Industriebrachen geeignete Ersatzlebensräume bieten, die ursprünglich vermutlich entsprechende Gewässer in intakten Flussauen gefunden haben. Solche Lebensräume sind in der heutigen Landschaft nahezu verschwunden. Im Gegensatz dazu ist die Bedeutung der Industriebrachen für typische Fließwasser- oder Moorarten sehr gering, da entsprechende Lebensräume nicht typisch für Industriebrachen sind.

Unterschutzstellung oder Wiedernutzung?

Für einige Industriebrachen wie beispielsweise das Waldteichgelände mit seiner hohen Artenvielfalt und dem Vorkommen einer speziellen Libellengemeinschaft erscheint es sinnvoll, auch solche durch menschliche Nutzung entstandene Lebensräume unter Schutz zu stellen, da sie eine besonders schützenswerte Flora und Fauna beherbergen. Gleichzeitig bietet sich bei vielen Brachen die auch oft praktizierte Möglichkeit an solche Flächen als Ausgleichsflächen für Naturschutzmaßnahmen auszuweisen. Bei der Frage, wie mit konkreten Flächen oder auch allgemein dem Erhalt der Industrienatur umzugehen ist, empfiehlt es sich einige Aspekte zu beachten: Ein wesentlicher Grund für die hohe Libellenvielfalt auf Industriebrachen ist in der hohen Lebensraum- und Strukturvielfalt zu sehen. Diese ergibt sich aus der hohen Dynamik, der solche Flächen unterliegen: eine neue Brache entsteht, der Sukzessionsverlauf beginnt langsam mit dem Pionierstadium und läuft weiter bis zum Verlandungsstadium. Durch verschiedene Nutzungen, kleinräumige Störungen oder unterschiedliche lokale Bedingungen entsteht somit ein Mosaik unterschiedlichster Gewässertypen und Sukzessionsstadien. Dies bedeutet aber auch, das optimale Bedingungen für einzelne Arten natürlicherweise zeitlich begrenzt sind und sich nicht ohne weiteres konservieren lassen. Bei einer Unterschutzstellung ist es also nötig langfristig Maßnahmen für den Erhalt besonderer Strukturen durchzuführen. Gleichzeitig erscheinen aus diesem Grund klassische Schutzkonzepte, die äußere Einflüsse abschirmen, nicht geeignet. Vielmehr kann eine stellen- oder zeitweise Nutzung oder Störung dazu beitragen frühe Sukzessionsstadien zu erhalten. Da ein Entstehen und Vergehen in der Natur der Brachflächen (und auch in der Natur natürlicher Stillgewässer) liegt, kann es auch ein Ansatz sein eine Wiedernutzung auf den Flächen zuzulassen und dafür an anderer Stelle neue Brachflächen entstehen zu lassen. Besonders wertvolle Bereiche können dabei nach Möglichkeit erhalten und in die aktuelle Nutzung integriert werden. Trotz der hohen Artenvielfalt der Industriebrachen bleibt letztlich zu bedenken, dass sie „den Wert“ naturnaher, naturraumtypischer Lebensräume oft nicht erreichen können. Bevor solche Flächen zerstört und in Nutzflächen umgewandelt werden, erscheint eine Wiedernutzung von Industriebrachen ratsam.