Als Kind des Ruhrgebiets erinnere ich mich noch dunkel an die Zeiten als noch eine Dunstglocke über dem Ruhrgebiet hing, es Smogalarm und autofreie Sonntage gab und mein Vater des Abends zur Nachtschicht „auf den Pütt“ ging. Kohleöfen wärmten die Häuser im Winter und die Sonnenuntergänge leuchteten viel intensiver als heute. Bergehalden, Fördertürme und rauchende Industrieschlote gehörten zum normalen Landschaftsbild genauso wie die kanalisierten Emscherzuflüsse und Bergsenkungsbiotope.
„Richtige“ Natur kannte ich nur aus dem Urlaub – dennoch habe ich die meiste Zeit im Grünen verbracht. Beim Spaziergang im Wald, mit dem Fahrrad in den Feldern, beim Ausritt über die Halde oder im Garten an unserem Teich gab es viele Möglichkeiten die Natur zu entdecken und zu beobachten. Bald war klar, dass ich Biologin werden wollte. Und auch wenn die moderne Biologie anfangs reizvoll schien und mich mein Lebensweg auf einen kleinen Umweg über das Geodatenmanagement schickte – was lag näher als Stadtökologin zu werden und mich mit urban-industriellen Lebensräumen zu beschäftigen? Und da ich schon immer einen Faible für Insekten hatte (zu Schulzeiten stand ein kleines Käferarium in meinem Zimmer) und ich an keinem Gewässer vorbeigehen konnte, war meine Nische schnell gefunden. Und der Großstadtdschungel hat viele interessante Entdeckungen zu bieten ebenso wie viele kleine und große Abenteuer bei der Freilandarbeit – möglicherweise andere als ein Urwald oder eine Wüste, aber sicher nicht weniger spannende.